I have made you a poster for the last ORCHID at Zentralcafé.
Being driven out, driven underground, out of the eyes of the casual visitor, has a bitter taste for a queer night that has celebrated loud and fabulous visibility of all kinds of queers in the very heart of this city for 10 years now.
I am heartbroken to have to give up this room that is so much more than just a venue. It is a challenging, living and breathing social safe space for citizen culture. A space in which you can experiment, a place in which people have each other’s backs, help each other out to make ideas become real.
To push a collective that focusses on giving weird and critical, noisy and silly, wild and feminist, hard-rocking and tender-hearted, urban and marginalised pop culture a platform, like Musikverein im K4 does – ORCHID thanks you! -, well: To push this kind of culture out of the heart of K4 / Künstlerhaus two floors down under ground *is* nothing less but a cultural-political decision. It is a decision against our visibility and against low barrier access to our kind of culture.
In this it is an act of marginalization that is not to be excused by technical pragmatism. It is a decision that I find especially hard to forgive in times when the conservative current and the noisy far right scum have grown louder once more and would love to make us disappear from public space, if not from the face of this planet.
Nevertheless: We will party on, we will be seen and heard! Let’s make our goodbye to the Zentralcafé the loud and fabulous night this special place deserves! Glitter on, babes: This is our last dance. ✨ ?✨?✨✊✨?✨?✨?✨
Eigentlich wollte ich noch einen ausführlichen Blogpost dazu schreiben, warum ich den Erlös der ORCHID Party diesen Samstag, 1.8.16 im Zentralcafé, an Kassandra e.V. spenden möchte, aber die Zeit rennt mir mit Party-Vorbereitungen und Musik aussuchen davon, also nur die Kurzfassung:
Aus dem konservativen Lager wird in den letzten Jahren wieder lauter gegen uns Queers und gegen Sexarbeiter*innen Stimmung gemacht. Deswegen möchte ORCHID – auch in Erinnerung an früheres Zusammenstehen (ich sag nur “Schwulen- und Hurengala” 1990 im KOMM) – ein kleines queer-feministisches Zeichen der Solidarität setzen und etwas Geld für die knappe Kasse des engagierten Kassandra-Vereins erfeiern, ganz im Geiste einer Repolitisierung des CSD: Sexarbeit sollte nicht stigmatisiert werden und die Idee eines Prostituiertenmeldegesetzes ist einfach nur krank und gefährlich. Sex work is work.
Ich wünsche allen morgen einen großartigen CSD und eine rauschende Partynacht!
Unten dann noch etwas mehr Info.
luvluv,
eve massacre
x
Was ist der Kassandra-Verein?
“Kassandra ist Ansprechpartnerin für Sexarbeit und Prostitution. Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen in der Sexarbeit mit Respekt behandelt werden und der Wert ihrer Arbeit für die Gesellschaft anerkannt wird. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Sexarbeit müssen so gestaltet werden, wie sie auch für andere Tätigkeiten gelten.” www.kassandra-nbg.de
Noch etwas genauer, was mit dem derzeit geplanten Prostitutionsmeldegesetz droht: Totale Rundumüberwachung und drohende Kriminalisierung durch örtliche Meldepflicht (das hieße zum Beispiel: wenn du in Nürnberg gemeldet bist, wäre ein Kundenbesuch in Fürth ohne Ummeldung illegal). Die Meldepflicht soll auch für Gelegenheitsprostituierte gelten. Eine Meldepflicht übrigens, die es in dieser Form seit 1939 nicht mehr gab, wie J.R. Henning erwähnt. Dazu käme der Zwang zum ständigen Mitführen eines Nachweisdokuments. Jährliche obligatorische “medizinische Beratung”, während eine staatliche Behörde die “Einsichtsfähigkeit” von Sexarbeiter*innen überprüft. Erlaubnispflicht für “Prostitutionsstätten” samt Zuverlässigkeitsprüfung (z.B. auch wenn zwei Frauen zu gegenseitigem Schutz zusammen eine Wohnung nehmen, nicht erst bei großen Häusern). Jederzeitige, unangekündigte und verdachtsunabhängige Polizeikontrollen für die kein richterlicher Durchsuchungsbeschluss nötig ist. Ach ja, und Kondomzwang.
Donna Carmens J.R. Henning erklärt im junge-welt-Interview warum es zu einer solchen Kriminalisierung des Prostitutionsberufes kommt:
“Aus herrschender Sicht ist Prostitution das Einfallstor einer als unerwünscht geltenden »Armutsmigration«. Die Einwanderung geringqualifizierter Menschen erscheint als unzumutbare Belastung der verbliebenen Strukturen des Wohlfahrtsstaats. Hinzu kommt, dass der bürgerliche Staat sich immer weniger imstande sieht, Risiken und Folgewirkungen prekärer Beschäftigung seiner Staatsbürger dauerhaft zu kompensieren. Daher müssen die Lasten sozialer Verwerfungen wieder stärker auf Familien und familienähnliche Partnerschaften abgewälzt werden – Sozialstrukturen, die auf serieller Monogamie und damit auf der Einheit von Sexualität und Liebe beruhen. Prostitution aber steht für eine dezidierte Trennung von Sexualität und Liebe. Sie basiert auf dem Einvernehmen der Beteiligten, dass bezahlte sexuelle Dienstleistungen nicht mit verpflichtenden sozialen Bindungen einhergehen.”
Prekäre Arbeit, Diskriminierung aufgrund von Transsexualität, Stigmatisierung wegen einer Sexarbeit-Vergangenheit, zu niedrige Renten, zu teures Studium, kein Recht zu Arbeiten wegen Migrationsstatus – niemand bestreitet, dass es x Gründe gibt, der Menschen in die Sexarbeit treibt, die lieber etwas anderes täten, aber: Wenn wir für Sexarbeiter*innen etwas zum Besseren ändern wollen, dann müssen wir die Arbeits- und Lebensbedingungen für alle verbessern und sie nicht verschlimmern, wie es das Prostitutionsmeldegesetz tun würde. Wird, wenn wir nicht breit darauf aufmerksam machen und protestieren.
Falls du etwas spenden möchtest, kannst du das entweder einfach heute am Einlass tun, oder per Überweisung:
Kassandra e.V.
Sparkasse Nürnberg
IBAN: DE74 7605 0101 0001 3390 48
Swift-BIC: SSKNDE77XXX
Hier jetzt noch ein paar Links, Videos, Twitter-Accounts zum Weiter-Informieren über das Thema Sexarbeit:
How LGBT Liberation Connects to the Oldest Profession
Rather than ignore the centuries-long relationship between sex work and queer liberation, we should embrace it, writes editor at large Diane Anderson-Minshall.
Sexarbeit ist kein Verbrechen
Amnesty International kämpft für die Straffreiheit von Sexarbeit. Prominente wie Meryl Streep oder Alice Schwarzer kritisieren das in einem offenen Brief – sie liegen falsch damit. Ein Gastkommentar von Alexandra Belopolsky
Und als Bonus hier noch ein Clip von Nick Cave über den The Pop Group Song “We’re All Prostitutes”, der das Motto dieser ORCHID Nacht ist und das Thema natürlich weit über den Sexarbeitsbereich hinausträgt.