Aufwachen und innerhalb von Sekunden wissen, dass es einer dieser Tage ist, den es nicht gegeben haben wird. Zugeschnürte Brust, und das nicht von’nem Binder. Ein Gefühl wie tiefe Trauer, wie von Verlust, das keinen Gegenstand hat. Um ein Nichts kreist. Ein schwarzes Loch in der Brust. Jeder Atemzug eine marsverdammte Last und der Tinnitus-Schwindel guckt heut auch vorbei, danke. Die Schleife ‘so ist halt Depression, da musste jetzt halt durch, es wird wieder besser’ vor dir hertragen bis sie in tiefem Ekel vor dir selber erstickt, weil: es vielleicht doch vermeidbar (gewesen) wäre, weil: hättestdunurdieshättestnurdas, weil: wegen Unfähigkeit zu Allem: zu sozialem Kontakt, zu alltäglicher Hausarbeit, zu Arbeit mit Menschen, zu Freundschaft, zu allem, was irgendwie kreativ ist. Was lange etwas war, was mich oft rausgeholt hatte. Zu Fürsorge und Vorsorge. Ewige Flucht ins Jetzt. Dahinter lauernd: die andauernde Angst vor den Konsequenzen. Augen schließen vorm Versagen. Sich die Welt versagen, um nicht wieder hier zu landen.
Was in so einer Phase geht, und wofür ich immer wieder dankbar bin: digitaler Kontakt, Mails und Socials. In seiner wunderbaren Nicht-Körperlichkeit, Nicht-Sofortigkeit, Nicht-Direktheit. Ohne diese verdammten einordnenden Blicke. Hier kann ich doch ein wenig smalltaken, deeptalken, arbeiten. Niemand verlangt mir hier bei Mails/Posts die emotionale Arbeit ab, die ich heute nicht leisten kann: So zu tun, als ginge es mir okay. Hier ist es okay, heute ein Wrack zu sein. Immer wieder in Tränen auszubrechen. Ins Leere zu starren. Hier kann ich dazu gehören. Muss nicht allein mit mir sein, wenn ich es nicht aushalte
Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Mitgefühl: Es tut sehr gut, verstanden und in den Arm genommen zu werden, ob verbal oder physisch. Gleichzeitig aber steckt in Mitgefühl oft auch eine Akzeptanz dieses Zustands, steckt Mitgefühl dich fest, verankert dich in diesem Zustand und in einem Außen, im Anderssein, im Nichtfunktionieren. Und dieser Zustand gehört nicht akzeptiert! Er gehört wütend und lautstark von seiner Ursache her angeklagt, denn er ist nicht Krankheit sondern doch eigentlich genau die allernormalste Reaktion: Verzweiflung am Zustand dieser Welt. Krank, wer nicht an dieser Welt erkrankt!
Wenn dein Körper dir eine mentale Zwangspause auferlegt, wenn die Antikörper der Psyche Stop schreien, weil: everything happens so much.
Ich kapier’s, aber kann ich jetzt trotzdem bitte vorspulen zu dem Moment, in dem ich wieder funktioniere.