Danke, Hengameh!

Ein paar solidarische Worte zu Hengameh Yaghoobifarah und ihrer Glosse zu Polizei und Müll.

Es braucht genau solche antiautoritären Texte von Menschen wie Hengameh. Das zeigt sich gerade darin, wie heftig sich an ihm abreagiert wird. Die Mehrheitsgesellschaft mag es nicht, wenn eine queere Person mit sogenanntem Migrationshintergrund zu laut wird. Mal auch ein bisschen rumpöbelt, Grenzen des guten Geschmacks überschreitet und kompromisslos auf Sympathien scheißt. Ich find den Text nicht mal so gut, aber ich steh voll zur Autor_in. Ist ähnlich wie mit deren (Pronomen hier im Nonbinary-Sinne, nicht im Mehrzahl-Sinn “deren”) Text zur Fusion damals. Die sind super darin, Texte zu schreiben, in Folge derer sich Extremist*innen der Mitte als ebensolche outen und zeigen wie klar geregelt es in unserer Gesellschaft ist, wer übergriffig werden darf.

Zum Beispiel staatliche Institutionen, die, so zeigen zahllose Medienberichte der letzten Jahre, von Rechten durchsetzt sind, keine Konsequenzen fürchten müssen, wenn sie gewalttätig werden, und die martialisch-militärisch abschreckend bis zu den Zähnen bewaffnet sind. Und die sich zugleich gern als die Opfers von nebenan geben. Sie würden so gern von allen als heldenhafte Opfer einer feindseligen Gesellschaft gesehen. Dieses Rumgejammere, z.B. von Polizei-“Gewerkschaften” (ohne Ironiezeichen fällt es mir schwer das Wort hier zu verwenden), funktioniert erstaunlich gut, um in der Mehrheitsgesellschaft Sympathien abzugreifen.

Dann noch ein paar Bilder auf den Polizei Social Media Accounts, wie Polizist*innen niedliche Tiere gerettet haben, und schon ist diskriminierender und gewalttätiger Polizeialltag vergessen und “unsere Jungs” werden vor der Outsider-Autor_in verteidigt als wären sie eine Fußballmannschaft, während jemand wie Hengameh von vielen so schnell aus dem “Team” Gesellschaft ausgeschlossen wird, so schnell schauste gar nicht. Hätte halt anders formulieren sollen, nicht so laut, nicht so hart, nicht so schräg.

Ich hoffe, Hengameh bleibt so unbequem wie die sind. Wir brauchen eindeutig mehr von deren Sorte, gerade, wenn so eine kleine Provokation schon so einen Aufschrei auslöst, der sie stumm machen will. Für dieses Sichtbarmachen, und das trotz der Konsequenzen in Form von andauernden Hasslawinen, die über die hereinrollen, verdienen die Dankbarkeit, nicht Distanzierung. Die unangebrachteste Reaktion, wenn jemand den Finger in die Wunde legt, ist es, sich gegen den Finger zu wenden statt gegen die Wunde.

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