Ein neuer Name fürs “Künstlerhaus” / “K4”

Im Februar gab es eine Kunstaktion, bei der über der seltsam namenlosen neuen Eingangsfront des Künstler*innenhaus/K4/KOMM ein großes Banner mit ‘KÜNSTL☀HAUS’ (keinem Asterisk oder Genderstern, sondern einer Sonne, die mir als schönes Symbol für das Anregen einer Debatte über einen inklusiveren Namen, eine inklusivere Zukunft zu stehen schien). Vergangene Woche gab es ein Interview, nicht mit der Leiterin des Hauses, sondern mit dem Kunstkulturquartierleiter Michael Bader, in dem er sich jeglicher Diskussion komplett sperrte. Inwieweit das Druck von oben ist, inwieweit eigene Entscheidung – können wir nicht wissen. Ich wollte seitdem drüber bloggen, aber mir fehlte die Zeit. Für den Musikverein habe ich jetzt wenigstens diesen knappen Kommentar geschrieben:

Für mich persönlich kann ich noch hinzufügen, was ich schon dem Filmhaus als Feedback für die Einladung, die Stardust Cinema Reihe mitzukuratieren, intern gab und was mir gerade beim Schreiben wieder in Erinnerung kam: Mir hat diese Reihe, vielleicht auch gerade zusammen noch mit der mehrmonatigen Who’s Afraid Of Stardust-Ausstellung queerer Kunst im Haus meine Wahrnehmung des Künstler*innenhauses zu einem queer-freundlicheren Ort hin verändert. Dafür bin ich dankbar. Ich habe gemerkt, dass der kleine Queer in mir in diesen Monaten ein bisschen aufrechter und mit freierer Brust durchs Haus gelaufen ist als sonst und als an anderen Orten. Diese Nebenwirkung dieser Filmreihe hat mich persönlich überrascht, weil mir vorher nicht so stark bewusst war, dass ich mich im Haus sonst außerhalb meiner Bubble, was das anbelangt, doch immer noch sehr als Fremdkörper fühle. Immerhin bin ich seit ca. 1997 da aktiv, wir machen neben unserem Programm inzwischen drei Gastros (Soft Spot / Kantine, Festsaal, Filmhauscafé) und prägen das Haus schon auch als sozialer Ort mit, von langjährigen Safer Clubbing Ansätzen bis zu kritischer Auseinandersetzung mit den Strukturen, in denen wir Kulturarbeit leisten, sowohl intern als auch Haus- und Stadtpolitik gegenüber.

Trotzdem wird ein Widerspruch mir als derzeit wieder mal wachsendes Spannungsfeld bewusst: Der Kontrast dazwischen, ein Kulturhaus zu ein, dessen Rückgrat es auch heute noch ist, dass sich darin so verdammt viele Menschen ehrenamtlich in verschiedensten freien Gruppen und Vereinen engagieren (von Werkstätten und Computergruppe, über Film und Theater und Chören bis zu uns Veranstaltungskollektiven, Werkbund, Artothek und einigen anderen mehr), und der städtischen Top-Down-Struktur des KuKuQ, die doch immer wieder Mal diese Gruppen in einem Tonfall à la “solange du deine Beine unter meinen Tisch stellst” behandelt. Ich hoffe, das wird sich ändern und es entwickelt sich wieder mehr zu einem entscheidungsdemokratischeren Austausch auf Augenhöhe.

Von daher, ja, dieses Gefühl, das ich aus der queeren Filmreihe mitnahm, diese Mischung von Miteinbeziehen auf Augenhöhe und Repräsentation, das tritt etwas los. Nur Repräsentation und Geduldetwerden alleine tut das nicht. Wenn feministische, queere, antirassistische, anti-antisemitische, antiableistische Positionen nur auf der Bühne oder nur in Symbolpolitik Platz haben, verändert sich nichts. Nur als Beispiel: diesselben Veranstalter (bewusst nur männliche Form), die vor ein paar Jahren als Hypethema für sich entdeckt hatten, mehr Frauen* und BiPOCs auf die Bühne zu bringen (während hinter den Kulissen die alten Strukturen zum Großteil bestehen blieben), treten heute oft schon wieder mit dem alten überwiegend männlich-weißen Line Ups an. Wenn nicht hinter den Kulissen auch ein inklusiverer und demokratischere Einbeziehung stattfindet, ändert sich nichts an den verstaubten Verhältnissen. Es ist frustrierend.

Deswegen ist mir persönlich wichtig, zu sehen, dass die Debatte über den Namen eines solchen Hauses, nicht nur eine Frage der sprachlichen Inklusion und Repräsentation ist, die selbstverständlich auch ihre Wirkkraft hat, sondern auch eine Frage von Demokratie in Action: Ein Zeichen, als Teil einer sich engagierenden solidarischen Stadtgesellschaft ernstgenommen zu werden, als Zeichen für lebendige debattenfreudige, zukunftsorientierte und wirkungskräftige Kulturarbeit.

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