Kill Community. Weil du kein Ohrwurm bist.

btw-killcommunity“Community Media sind die Ausfallbürgschaft der öffentlichen-rechtlichen Medien.” K. Imhoff

Tobi Lindemann hat hier wunderbar über die Podiumsdiskussion “Community Medien – Spielwiese für Minderheiten oder ernstzunehmender Demokratiefaktor?” gebloggt, und verliert dabei einleitend auch ein paar Worte zu Bezügen zum Bloggen und zu Freiem Radio / Radio Z vor. Es war ein wirklich interessanter und lebendiger Abend.

Bei den Worten des BLM Geschäftsführers fühlte ich mich kurz an einen Teil einer Diskussion auf der Verstärkermesse erinnert; deswegen hier noch ein schnell hingetippter Wurmfortsatz von verkaterten Exkursgedanken.

Thema war bei der Verstärkermessendiskussion die Wertschätzung von Pop- und Livekultur in der Region und in einem Teil der Diskussion ging es auch um ehrenamtlich getragene Kulturarbeit. Dort wurde von seiten des städtischen Vertreters und Steffen (Z-Bau/muz) derselbe – meines Erachtens zynische – Fehlschluss begangen wie hier vom BLM Geschäftsführer Gebrande, nämlich es wurde, als sei es ganz selbstverständlich, gefordert, dass sich doch bitteschön einfach denselben Regeln und Maßstäben unterworfen werden müsse, wie sie für die öffentlich-rechtlichen/städtischen oder kommerziell arbeitenden Counterparts gelten: Wenn sie etwas wollen, dann müssen sie halt mehr Lobbyarbeit betreiben. Um relevant zu sein, müssen sie halt mehr Leute erreichen. Um mehr Leute zu erreichen, müssen sie sich halt mehr Arbeit in Werbestrategien stecken. Ellbogenkultur und Wachstumsorientiertheit are the law. usw. Die einzige Begründung dafür ist letztlich: weil’s halt so ist.

Dabei wird verkannt, dass diese Maßstäbe nur sehr bedingt auf die Arbeit von Community Medien und eben auch auf DIY- oder ehrenamtlich getragene Kulturarbeit übertragbar sind. Da geht es ja eben nicht darum ein besonders breitenwirksames, martkttaugliches oder ein der gerade amtierenden Politikblase angenehmes Konzept und Produkt abzuliefern, sondern es geht darum, die Freiheit zu haben unbequemen und Nischen-Themen ein Podium zu geben. Es geht darum, Freiheiten der dort agierenden zu erhalten, und nicht ihnen eng eingezäunte kontrollierbare Flächen zum Spielen zu geben. Und ganz wichtig: Ihre offenen, freien und basisdemokratischen Strukturen sind wesentlicher Bestandteil dieser Medien- und Kulturarbeit. (Ließe sich das als performativ erklären? Muss ich mit weniger Kater mal drüber nachdenken.) Genau da liegt eben auch der drohende fließende Übergangshund von ehrenamtlichen/DIY Engagement für eine Community zu dem, was gern als Selbstausbeutung bezeichnet wird, begraben. Sobald sich die Strukturen und Arbeitsbedingungen bei solchen Medien- und Kulturinstitutionen so weit verbiegen (müssen/lassen), dass die Aktivist*innen mehr Zeit in Lobbyarbeit, Kampf um Anerkennung, finanzielle Mittel etc. stecken müssen als dass sie noch Zeit für die Arbeit haben, für die sie sich eigentlich ehrenamtlich engagieren wollten, wird aus dem ehrenamtlichen Engagement leicht Selbstausbeutung, bzw. schwindet die Beteiligung, und wird sich so im schlimmsten Fall seiner eigenen Basis entzogen, wie auch seiner Relevanz und Unabhängigkeit.

Wenn der Stadt, dem Staat und der BLM so viel an all dem liegt, wie sie immer gern betonen – ‘Ja mei, ist ja schon allein der Erhaltung und Förderung der Diversity wegen von unglaublicher Bedeutung für uns!’ (lolz) –  dann müssen sie dem auch so viel Respekt zollen, dass sie sich aktiv von sich aus dafür einsetzen und es nicht nur als unbequemes, wenig einträgliches und vor allem schwer zu kontrollierendes Sozialromantikding behandeln.

Wenn ihr es noch nicht längst getan habt, wäre es toll, wenn ihr die Kampagne ‘Medienvielfalt für Bayern’ mitunterstützt!

Und weil das Nuclear Raped Fuck Bomb Konzert gestern so großartig intenstiv war, schließe ich mit einem Rachut Zitat:

“Er hat sich angeschlichen, ist lange lange her, hat die Führung übernommen, die meisten mögen ihn. Er schmiegt sich an und wärmt dich, doch sein Feuer kontrolliert nur …  Kill Mainstream, kill … Freundlich ohne Reue. Kalt wie irgendwas, dass dir in deinen Nacken beißt. Deine Angst hält dich in Schach, vor irgendetwas Schrecklichem, und nicht nur in der Nacht, und nicht nur in der Nacht …”

Könnte heute gleich noch mal hingehen. Und würde am liebsten echt zu den Kommando Sonne-nmilch Abschiedsshows nach Hamburg fahren.

P.S.: Den Titel dieses Blogeintrags bitte geschrieen vorstellen, wie diese Stelle in diesem Turbostaat-Song.

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